Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt, dass nur ein Bruchteil der erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung findet. Gelingt der Ausweg aus Hartz IV, ist das aber häufig nicht von Dauer.
Paderborn, 19.9.2016 (cpd) – Hartz-IV-Empfänger haben kaum Chancen am Arbeitsmarkt. Das zeigt der aktuelle Arbeitslosenreport NRW, der quartalsweise von den Wohlfahrtsverbänden in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht wird. Schlechte Chancen haben demnach auch die Leistungsempfänger in den Kreisen und kreisfreien Städten im Erzbistum Paderborn.
Dort gelang es im vergangenen Jahr durchschnittlich nur rund 1,8 Prozent der Hartz-IV-Empfänger pro Monat eine sozialversicherungspflichtige Stelle zu finden – allerdings etwas mehr als im Landesdurschnitt, wo es durchschnittlich 1,6 Prozent sind. In den verschiedenen Kreisen und kreisfreien Städten im Erzbistum Paderborn zeigen sich dabei aber regionale Unterschiede: In Hagen und Hamm gelang es nur 1,4 Prozent der Hartz-IV-Empfänger eine sozialversicherungspflichtige Stelle zu finden, im Kreis Soest sind die Chancen mit 2,1 Prozent etwas höher.
Wer den Ausstieg aus dem Hartz IV schafft, schafft dies allerdings häufig nicht auf Dauer. Von rund 133.000 Hartz-IV-Empfängern in den Kreisen und kreisfreien Städten im Erzbistum Paderborn, die 2015 den Leistungsbezug beendeten, mussten rund 30 Prozent innerhalb von drei Monaten erneut Unterstützung vom Jobcenter beantragen. Ein häufiger Grund sind instabile und befristete Jobs, etwa in der Leiharbeit.
28 Prozent der vormals arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger sind landesweit in der Leiharbeitsbranche beschäftigt. Diese belegt damit Platz Eins der Arbeitgeber für ehemalige Hartz-IV-Bezieher. Im Erzbistum Paderborn kamen sogar 33 Prozent der Arbeitslosen in der Leiharbeit unter. Dabei habe die Leiharbeitsbranche nur eine geringe Brückenfunktion in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis, verweist der Arbeitslosenreport NRW auf Aussagen des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Demnach hatten nur sieben Prozent der vormals Arbeitslosen, die zunächst eine Stelle in der Leiharbeit hatten, zwei Jahre später eine existenzsichernde Beschäftigung außerhalb der Leiharbeitsbranche. Landesweit zeigt sich, dass die Arbeitsverhältnisse dort nur von kurzer Dauer sind. Mehr als die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse endet nach weniger als drei Monaten.
„Menschen müssen dauerhaft in Arbeit bleiben. Es genügt nicht, sie nur kurzfristig in Arbeit zu bringen“, kritisiert Heinrich Westerbarkey vom Diözesan-Caritasverband Paderborn. „Erst dann werden Eigenständigkeit und gesellschaftliche Teilhabe möglich.“ Dies gelte für Menschen, die bereits seit Jahren immer wieder oder auch durchgängig auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind sowie für die Gruppe neuzugewanderter Menschen, deren gesellschaftliche Integrationschancen auch direkt mit der Integration in den Arbeitsmarkt verbunden sind. „Für diese Menschen braucht es passgenaue und nachhaltige Hilfen zur Eingliederung in Arbeit.“
Heinrich Westerbarkey verweist damit auch auf die neuen Regelungen, die im Zusammenhang mit dem neuen Integrationsgesetz sowie dem im August verabschiedeten Rechtsvereinfachungsgesetz im Sozialgesetzbuch II eingeführt wurden. Die Caritas in NRW setzt sich dafür ein, die Möglichkeiten, die sich aus diesen Gesetzesänderungen für die Beschäftigungsförderung von Langzeitarbeitslosen sowie Neuzugewanderten ergeben, für eine nachhaltige Integration zu nutzen. Dies wird auch Thema werden im Rahmen einer Fachveranstaltung der Fachgruppe Integration durch Arbeit der Caritas in NRW am 6. Oktober in Köln.
(Zahlen zu allen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW unter www.arbeitslosenreport-nrw.de)
Hintergrund „Arbeitslosenreport NRW“:
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SBGII-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz. Ziel der regelmäßigen Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarkt-Berichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in Nordrhein-Westfalen zu beleuchten.
Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V.
Fachstelle Grundsatzfragen und Öffentlichkeitsarbeit
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